Betrachtungen
     

Anläßlich eines Wettbewerbes zur kulturellen Nutzung eines Areals, das seinesgleichen suchen kann, ist es doch verwunderlich, daß Medienecho und Resonanz von Seiten der Entscheidungsträger dieser Stadt so gering ausfallen.
Vor Kurzem meinte sogar ein Architekturkritiker zu diesem Wettbewerb, daß die Stadt lediglich vorhatte zu demonstrieren, daß sie sich ja damit beschäftigt. Das würde auch erklären, warum nie mehr nachgehakt wurde.
Diese Meinung kann ich erst teilen, wenn meine Versuche des letzten Augenblickes scheitern, dieses Thema in die öffentliche Diskussion zu bringen-
denn was wird passieren:



Zukunftsvisionen

Ernüchternde Tatsache ist, nach dieser Vielzahl von kreativen, ideenreichen und auch genialen Vorschlägen zur Nutzung der Einwölbung, daß die Stadt lediglich die notwendigen Maßnahmen finanziert. Diese sind:

1) Die Renaturierung
Der gesamte Steinboden wird entfernt. Verfolgte man zur Bauzeit um die Jahrhundertwende noch eher die Ideologie, Naturgewalten auf architektonische Weise zu bezwingen, so versucht man heutzutage eher die Harmonie aller mitspielenden Aspekte zu erreichen. Entlang des Wienflusses wird alles Grün. Blümchen, Gräser und Buschwerk werden dazu beitragen, daß der natürliche Vorgang unterstützt wird. Die Wasserqualität wird daraus Gewinn tragen, ebenso die Lebensbewohner desselben. Von Trinkwasser-Status ist die Rede.

2) Abgrenzung der Abwässer
Da es nicht mehr ganz dem Standard der heutigen Hygiene entspricht, daß Fäkalien und Abwässer ungefiltert bei jedem Regenguß in die Flüsse gelangen, wird es entlang der Fluß-Achse einen weiteren Hauptsammelkanal geben, um die beiden seitlichen „Wienflußsammler“ unterirdisch dort einzuleiten. Von da an wird kein alter Cholerakanal den Wienfluß mehr trüben (Abbildung einfügen!).

3) Hochwasserschutz
Um Vorkomnisse wie im Jahre 1955 künftig zu vermeiden, als die Wassermengen die Stadtbahn für eine Woche außer Betrieb setzten, werden die Auffangbecken um ein Vielfaches verstärkt. Den statistischen Berechnungen zufolge, sollte der Hochwasserschutz damit ausreichend gegeben sein. Grundlage war das sogenannte „Jahrtausend-Hochwasser“, daß einmal in dieser Zeitperiode zu erwarten ist, und das schon lange nicht mehr da war...

4) Stadtgestaltung
War der gesamte Wienfluß bisher ein Bereich, der in den letzten hundert Jahren vom restlichen Kosmos der Stadt abgegrenzt war, so soll sich dies zum Positiven wandeln. Von Hütteldorf an, wo der Fluß seinen Eingang in den Stadtbereich findet, wird es neben Fußgängerwegen und offiziellen Auf- und Abgängen einen Radweg geben, der die ampel-lose Diretissima ins Zentrum darstellen wird.

Resümee:
Nach den Veränderungen durch Umbau und Renaturierung, wird dieser Wasserweg in den Bereichen Freizeit, Unterhaltung, Erholung, Verkehr, Stadtbild und so weiter rapide an Bedeutung gewinnen.Es wird eine neue Erholungs-Achse inmitten der Stadt entstehen. Dann werden die ersten kommerziellen Interessen nicht mehr zu verhindern sein, die an eine Vermarktung mittels Gastronomie und Events denken. Die tatsächliche kulturelle Nutzung eines Areals, daß die Geschichte dieser Stadt mitgeschrieben hat, wird dagegen den Kürzeren ziehen, und zwar aus zwei triftigen Gründen: Erstens wären diese Möglichkeiten durch den vorangegangenen Umbau nur noch sehr beschränkt oder sehr kostenintensiv, zweitens ist es eine allgemein bekannte Tatsache, daß kulturelle Interessen gegen kommerzielle keine Chance haben. Fazit: JETZT ODER NIE !

Die kulturelle Nutzung des Areals der Wienflußeinwölbung muß noch vor dem Umbau entschieden werden, bevor Möglichkeiten zu nichte gemacht werden, weil sie in der Stadtplanung als solche nicht rechtzeitig erkannt werden. Der Bereich zwischen den Passagen Karlsplatz und Künstlerhaus, der als der Attraktivste feststeht, muß einer sonderlichen Planung unterzogen werden. Nicht nur, weil man dort Veranstaltungsraum zur Verfügung hätte, ohne an Parkplatzprobleme und Erreichbarkeit denken zu müssen, sondern auch, weil dieser Ort auf einzigartige Weise Dinge aus allen Epochen der Stadtgeschichte kombinieren kann:

Architektur

Kultur

Wirtschaftlichkeit
             
          

 
   

Zurück