Architektur
       DerWienflußtunnel hat eigentlich die Handschrift von Otto Wagner. Er ist ein Teil einer Bauweise, wie sie heutzutage nichtmehr verwendet wird. Form und Baukosten erfüllen die heutigen wirtschaftlichen Voraussetzungen nicht.

Es würde einem Gefühl der sinnbildlichen Harmoniewidersprechen, dort neuartige, architektonische Versuche und Spielereien zu installieren:
Der Tunnel besteht nun seit hundert Jahren in dieser Form, und wenn man ihn verändert hat, wird man im Nachhinein nichtsmehr manipulieren oderändern können- er wird dann weitere hundertJahre so verweilenmüssen.Alleine diese wohl nicht ganz unberechtigteAnnahme sollte denEntscheidungsträgern dieser Stadt bewußt gemachtwerden.

Den Gedanken, genau an diesem Ort ein Bauwerk entstehen zu lassen, das dieser Kulisse gerecht würde, weil man nicht nach modernen Methoden hascht, sondern jahrtausende-alte Bautechniken anwendet, möchte ich bewußt in den Mittelpunkt stellen.

Die dort vorhandene Akkustik fällt Jedem auf, derdas erste Mal durch dieses Areal schreitet.
Es wäre unentschuldbar diese zu zerstören, ohne ernsthaft über den tatsächlichen Nutzen nachgedacht zu haben.

Doch über solche Dinge macht man sich heute keineGedanken. Es gibtperfekte Anlagen mit Vertsärkern und Lautsprechern, ja richtige Lärmmaschinen-

Wer braucht denn da ein Amphitheater? Genau deswegen! Ein unterirdischesAmphitheaterohne technisches Klim-Bim, nach dem Schemader alten Römer-natürlich ein bischen kleiner- aus Natursteinbestehend, ohne großartigeWartungsprobleme, ohne Anlagen, die Stundenvor jedem Auftritt eingestelltwerden müssen, eben für einfacheund zugleich trotzdem qualitativeVeranstaltungen "für das Volk".

Bei einer der Fackeltouren war eine 30-köpfige Gruppeder Wiener Sängerknaben dabei, und- was wegen des Copyright gar nichtoffiziell bekannt sein darf- wir bekamen unter der herrschenden Akkustik eine ganz kurze Probe zu hören. Seit dem bin ich davon überzeugt: Sollte das Amphitheater dort entstehen, werden auch die Wiener Sängerknaben Wert auf eine Vorführung vor Ort legen. 

Ohne meine Wettbewerbs-Konkurrenten des Jahres 1998 überspielenzu wollen, darf ich feststellen, daß mein Beitrag der Billigste war,und womöglich der am ehesten Durchführbarste. An die bestehendeAkkustik hatte übrigens keiner gedacht.

Die technische und architektonische Durchführbarkeit wird sich natürlich nicht nach einem Vorschlag richten können,der über zwei Jahrealt ist, wie es der Wettbewerbsbeitrag ist. Dieaktuellen Umstände undDetails müssen erst eingearbeitet werden.
Die geplante Eingangs-Situation von den beiden unterirdischen Passagen am Karlsplatz sowie beim Künstlerhaus direkt in das Gewölbe des Wienflusses zu gelangen, wird zwar beibehalten, jedoch nicht in Formeines 150m langen Stahlsteges, der die Passagen verbindet. Kleinigkeitenwie Arbeitsräume, Garderobe und WC-Anlagen sind ebenso noch nichtbedacht worden.

Abschließend erlaube ich mir meine Gedanken ausdem Jahre 1998 zu zitieren:

      "Immer mehrAttraktionen siedeln sich in und um Großstädte an, die meist nicht in Verbindungzur Charakteristik und dem Flair des Ortes stehen und auf rein kommerziellenÜberlegungen basieren. Die Absicht, den schnellebenden Zeitgeist gewinnbringendzu befriedigen, ziehen mangelnde Wohnqualität, unvorhergesehende Verkehrsüberlastungenund Langzeitfolgen unterschiedlicher Art nach sich. Diesem Trend nicht zufolgen, wird hier auch als Teilabsicht des Wettbewerbes gedeutet.
Daher wird versucht Altes und Neues auf einfache Weise in einen zeitgerechtenRahmen zu setzten- denn Wien wird nicht nur von Touristen als Kulturstadtempfunden, die ihre barocke Pattina pflegt und poliert,sondern ebenso auchals moderne Entwicklungsstadt. 
In Bezug auf die Wienflußeinwölbung gilt esdie einzigartige Kulisse, diedurch kein Theater der Welt derart dargestellt werden könnte, ebenso zu erhaltenwie die damit verbundene Handschrift Otto Wagners. Die Wirkung dieser Umgebungauf Besucher kommt einem abenteuerlichen Erlebnis gleich- ob Jung oder Alt,stellt sie einen Gegensatz zum gewohnten Alltag dar." 
 

      Welche kulturellen Möglichkeitenich darin sehe und welches Klientel Interesse an diesem Ort zeigen wird,beschreibe ichim Folgekarpitel.

      Weiterhinbehaupte ich,daß die Stadt dabei ist, eine einzigartige Chance zu verpassen,weil sie einfach nicht erkannt wird. 

         


 
 


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