DER WETTBEWERB IDEENSUCHE: „NUTZUNG FREIER KUBATUREN DER WIENFLUSSEINDECKUNG“ Unter dieser Überschrift wurde im Auftrag der Magistratsabteilung 45 – Wasserbau, im Jahre 1998 ein EU-weiter Wettbewerb gestartet. Der Gegenstand der Ausschreibung wurde folgend definiert: „Ziel der Ideensuche ist die Erlangungvon technisch und wirtschaftlich umsetzbaren Ideen für eine künftige Nutzungderfreien Kubaturen der Einwölbungsstrecke des Wienflusseszwischen Naschmarktund Stadtpark in Wien 1., und 3. – 6. Bezirk.“ Gemeint war damit der etwa 2,1 km langeTunnel, der rund 10 Meter hoch ist und auch bei dem stärksten Hochwasser nur zu2/3 gefüllt ist. Die freien Kubaturen sind also das obereDrittel. Es ergab sich des öfteren, daß das Wasser durch die Niederschlagsmengendiese Grenzeerreiche überschritt und über die Trennmauer in den Bereich der Stadtbahnlief, die daraufhin kurze Zeit außer Betrieb war. Heute würde soeinVorfalleinen wesentlich größeren Schaden anrichten, zumal die U-Bahn-LinieU4 diesen Gleiskörper benutzt. Im Bereich der Kennedybrücke bestündemöglicherweise eine weitere Gefahr, da die Gleisführung ebenso tief liegt,wie das Flußbett der Wien. Getrennt durch eine hundert Jahre alte Mauer,die zwar einen Sockel mit einer Breite von vier Metern aufweist, sich abernach oben hin stufenförmig verjüngt. In der Innenkurve dieser langenStrecke befindet sich der Fluß, außen der U-Bahn-Schacht.Solltesich das laut Statistik schon überfällige „Jahrtausendhochwasser“ereignen, stellt sich die Frage, ob die alte Mauer dem gewachsen wäre. Doch nicht nur aus diesem Grunde sindUmbauten des Areals von Nöten. So entspricht es einfach nicht mehr demStandard der heutigen Zeit, daß Abwässer und Fäkalien derumliegenden Bezirke ungefiltert in den Fluß gelangen- nämlich beijedem deftigenNiederschlag über der Stadt. Denn beiderseits der Wien befinden sich sogenannte Mischwasserkanäle, beinhaltend Regenwasser undFäkalien. Begonnen 1831-1839, anläßlich der Choleraepidemie, um das Abwasser vom Fluß zu trennen, der damals durch die vielen angesiedelten Gerbereieneiner Kloake glich. Da diese Kanäle immer noch aktiv sind, stellen sieden unberechenbaren Faktor dar, der den gesamten Fluß im Stadtbereich rapide anschwellen lassen kann. So beträgt der Niederwasserstand im Normalfall in der Flußmitte etwa 30-35 cm, was die Wirkung eines harmlosenGerinnsales hervorruft. Daß derselbe Fluß einem Wildbach gleichenkann und pro Viertelstunde um einen Meter an Wasserstand zulegen kann, wissendie Wenigsten. Durch die Versiegelung des Bodens mittels Asphalt und Beton,können auch kleinere Regen-Schauer nicht mehr versickern. Die vielenhundert Kanaldeckel,die das Regenwasser in die beiden Mischwasserkanäle leiten, führen zu einem Trichter-Effekt, die alten Kanalrinnen sind zuklein, das Wasser schäumt in den sogenannten „Überfallräumen“ über und schießt direkt in den Fluß. Man hatte seinerzeit die Profilweiten zu eng gewählt, und mußte die Entlastungsrinnen anlegen. Zur Lösung beider Probleme werden bereits die Auffangbecken des Flusses vor der Stadt um ein Vielfaches vergrößert, zweitens wird man unter dem Tunnelbett einen weiteren Hauptsammelkanal bauen, wobei die alten Mischwasserkanäle, die sich japarallel zum Fluß befinden, unterirdisch dorthin eingeleitet werden. Zuletzt wird der ganze Fluß renaturiert, der steinerne Boden entfernt und durch Grünwuchs ersetzt. Unter den Steinquadern sind momentan noch einzelne Grabsteinezu erkennen, die als Baumaterial verwendet wurden, und deren Inschriften nach hundert Jahren Flußbett kaum noch zu lesen sind. Nach den großen Umbau-Arbeiten hat man nicht nur natürliche Voraussetzungen für die Wasserqualität und alle davon betroffenen Lebewesen geschaffen, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Stadtgestaltung geleistet. War der Fluß bisher ein abgeschlossener Bereich in Bezug auf den restlichen Verkehr, so ist nun an Fußgänger- und Fahrradwege gedacht. Doch zurück zur Ideensuche.Nachdem der Umbau des gesamten Areals bevorsteht und dort in den letzten JahrenAktionen der unterschiedlichsten Art zu bemerken sind, ist der Gedanke zuweiteren sinnvollen Nutzungen entstanden. Unter den Teilnahmeregeln wurdedarauf hingewiesen, daß zur Jurierung jene Projekte vorgeschlagen werden,bei denen die Realisierbarkeit technisch und wirtschaftlich nachvollziehbarist. Dazu wurde ein Preisgeldvon ATS1.000.000,- ausgeschrieben. |
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