Wienderl

 

Arch. Dipl.-Ing. Norbert Reimann
D-13503 Berlin
Dipl.-Ing. Wiflfried Limberg
D-10557 Berlin
Mitarbeit: Kitty Bemmann
Wasserbau-Beratung:
Dipl.-Ing. Sören Knoll

Das Architektenduo Norbert Reimann und Wilfried Limberglegten sehr großen Wert auf das seinerzeitige Konzept von Otto Wagner, der zur Jahrhundertwende für Stadtbahnführung und Wienflußeinwölbung zeichnete. 

Bei der Preisübergabe sparte Architekt Limberg übrigens nicht damit, harte Kritik an der jetzigen Gestaltung des Karlsplatzes auszuüben, was auch in den Unterlagen zu ersehen war:

"Die Situation um die Startbahnpavillons des Karlsplatzes ist absolut unbefriedigend. Weder ist die Achsenbeziehung zur Akademie Straße noch zur Karlskirche ausgeprägt. Diese beiden Achsen waren Begründung für die Standortwahl. Der Wegfall der Straße zwischen den beiden Pavillons stört die Interaktion der beiden Gebäude, da die alte Hauptachse wegfällt und die durch die Gebäude laufende Nebenachse zur Hauptachse wird. Die Pavillons sind nicht mehr als Bahnhöfe zu dekodieren. Derzeit gibt es keine sichtbare Anbindung an den  Stadtraum....   Auch wenn es einen Angriff auf die Auto-gerechte Stadt ist, die Achsenbeziehung Akademie Straße - Startbahnpavillons - Karlskirche muss wiederhergestellt werden." 

Weiter im Beschreibungstext: 

"Die mögliche Nutzung freier Kubaturen enden in Baden-Baden blendenden ein blendenden an Land und bei der Wienfluß-Überbauung kann nur im Zusammenhang mit dem Stadtraum über der Einwölbungbetrachtet werden. Das vorliegende Konzept verbindet zwei Ansätze: 
1) Den Wienfluß gemäß seiner Bedeutungfür die städtebauliche Entwicklung und als Namensgeber fürdie Stadt Wien wieder ins Stadtbild einzufügen. 
2) Planungen und Bauausführung von Otto Wagner in diesem Bereich, die teilweise in Vergessenheit geraten sind bzw. durch Wegfall von praktischen Funktionen einen nicht mehr dekodierbare Symbolik erhalten haben. "

In der grafischen Darstellung ist das sog. Wienderl zu sehen, das einer kleinen Wasserrinne gleicht, die oberirdisch dem tatsächlichen Flußverlauf folgt, beim so genannten Wienfluß- Café Nr.1 geteilt wird , den Naschmarkt durchquert, am Ende wieder zusammengefasstwird und mit geänderter Richtung über den Karlsplatz fließt. 

"Die Sichtbarmachung des Wienflusses im Stadtraum bei gleichzeitigem Erhalt des Tunnels ist nur scheinbar eine Quadratur des Kreises: der Wienfluß bekommt einen kleinen Ableger,der in Bachform oberhalb der Einwölbungsfläche diese alte Wasserader symbolisiert. Fluß aufwärts wird Wasser dem Wienfluß entnommen, welches über die gesamte Einwölbungsfläche bis zum Stadtpark fließt und dort wieder dem Wienfluß zugeführt wird. 
Kleine Bäche im Stadtbild kennen wir in Freiburg im Breisgau; viele Touristen können sich noch nach langer Zeit nach einem Stadtbesuch an die Bächle erinnern. 
In Wien würde das Bächle des Wienflusses sicherlich zum Wienderl, wie es in der Vorentwurfsphase schon von Wienern getauft wurde. 

Derzeit einzige Einbauten im Gewölbequerschnitt sind drei Wienfluß-Cafés. Die Einbauten haben die Form von Schiffsrümpfen, die von der Tunneldecke in den Tunnel ragen. In diese Schiffsrümpfe gelangt man über oberirdische Pavillonbauten. Der Besucher eines Wienfluß-Cafés sieht unter sich den Wienfluß strömen und die beiden Fuß- und Radwege. Bei höherem Wasserstand, wenn die Wege gesperrt sind, ist die gesamte Tunnelbereite geflutet. Die Schiffsrümpfe ragen nicht in den maximalen Hochwasserstand. 

Die Cafes sollen natürlich unterschiedliche Schwerpunkte haben und verschiedene Benutzergruppen ansprechen. Das Kühlschiff ist einer ungarischen Idee entlehnt, wo die Markthändler mit einer ähnlichen Förderbandkonstruktion das Gemüse etc. einfach unter dem Marktplatz kühl lagern und somit frisch halten können." 

 

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